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09. Sep. 2024

Das war das Ars Electronica Festival 2024

Digitalisierung

Künstliche Intelligenz

Virtuelle Welten (AR/VR/MR)

Das Ars Electronica Festival 2024 war einmal mehr ein faszinierender Blick in die Zukunft an der Schnittstelle von Kunst, Technologie und Gesellschaft. Mit spannenden Ausstellungen, provokanten Diskussionen und interaktiven Projekten bot das Festival nicht nur Einblicke in Künstliche Intelligenz, sondern würdigte auch den 200. Geburtstag des Komponisten Anton Bruckner. Ein inspirierendes Event, das zum Nachdenken anregt und die Grenzen des Möglichen verschiebt.

Das Ars Electronica Festival, das erstmals am 18. September 1979 stattfand, entwickelte sich über die Jahre zu einem der wichtigsten Medienkunstfestivals der Welt. Ursprünglich als Reaktion auf die bevorstehende digitale Revolution ins Leben gerufen, erforscht das Festival die Schnittstellen von Kunst, Technologie und Gesellschaft. Mit einem vielfältigen Programm aus Symposien, Ausstellungen, Performances, Konzerten und Interventionen setzt es sich jedes Jahr mit neuen zukunftsrelevanten Themen auseinander. Diese Auseinandersetzungen finden nicht nur in klassischen Kultur- und Konferenzräumen statt, sondern auch in öffentlichen, oft ungewöhnlichen Orten wie dem Linzer Hafen oder der Postcity. Heute beteiligen sich über 1.000 Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen aus mehr als 40 Ländern am Festival, das jährlich auch Hunderte von Journalistinnen und Bloggerinnen anzieht.

Erfahrungen und Eindrücke vom Festival

Ich war einige Tage vor Ort und hatte das Glück, tief in die Themen des Festivals einzutauchen. Besonders beeindruckt hat mich der Vortrag von Paul Nemitz, Principal Adviser der EU-Kommission und Professor für KI-Recht. Nemitz stellte die provokante Frage: "Was unterscheidet uns Menschen von der Technologie?" und unterstrich, dass Demokratie nur mit Menschen funktioniert, da Künstliche Intelligenz (KI) Normen und Werte oft nicht vollständig begreifen oder einhalten kann.

Ein Highlight für mich war auch der Besuch im 8K Deep Space des Ars Electronica Center. Hier wurden nicht nur moderne Kunstwerke vorgestellt, sondern auch faszinierende Technologien zur Bewahrung des kulturellen Erbes vorgestellt. Mithilfe von LiDAR-Scannern und Lasertechnologie wurden beispielsweise der Stephansdom in Wien und die Kathedrale Notre-Dame in Paris digitalisiert, um diese Kulturschätze für zukünftige Generationen zu bewahren und diese im Falle einer Zerstörung, etwa durch einen Brand, originalgetreu rekonstruieren zu können.

Ein weiteres spannendes Thema war die "Co-Creation of Hope" im Futurelab des IT:U (Interdisciplinary Transformation University Austria). Diese Projekte untersuchten, wie Hoffnung durch die Kombination von Kunst, Technologie und Gesellschaft geschaffen und verstärkt werden kann. Dabei standen Themen wie Demokratie, Klimakrise und digitale Technologien im Vordergrund. Die Ausstellung zeigte deutlich, dass Kunst und Technologie gemeinsam eine starke Plattform für gesellschaftlichen Wandel bieten können.

AI in Focus

Natürlich durfte auch das Thema KI nicht fehlen. Eine Ausstellung, die mich besonders fesselte, war KI x Music. Hier wurde das Konzept von Live-Musik neu gedacht: Eine KI nahm die Werke des Künstlers auf und spielte sie auf speziellen Klavieren zeitgleich ab. Dadurch wurde die Rolle des menschlichen Musikers infrage gestellt. Ein besonders bewegender Moment entstand, als ein Mädchen das Stück Clair de Lune, das zuvor von der KI gespielt wurde, selbst aufführte. Der Raum veränderte sich spürbar durch ihre persönliche Darbietung – ein Effekt, den die KI nicht erreichen konnte. Es wurde klar, dass KI zwar technische Perfektion liefern kann, aber die emotionale und soziale Wirkung des menschlichen Spiels unersetzlich bleibt.

Zusätzlich bot das Festival zahlreiche interaktive Stationen, an denen die Besucher selbst kreativ werden konnten. Besonders spannend war eine Station, bei der man eigene Bilder malen konnte, die dann von einer KI gescannt und interpretiert wurden. Die KI zeigte, wie sie das Gesehene wahrnimmt, und schuf darauf basierend etwas völlig Eigenes. Eine weitere Ausstellung forderte die Besucher heraus, auf unkonventionelle Weise über die Straße zu gehen, um die KI-Systeme zu täuschen. Dies diente dazu zu demonstrieren, wie fortschrittlich und schwer zu überlisten moderne KI-Technologien bereits sind.

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Ein weiteres spannendes Projekt mit einem fortschrittlichen KI-Tool, das noch nicht für die breite Masse zugänglich ist, war SORA von OpenAI. In einer beeindruckenden Demo zeigte der US-amerikanische Künstler Paul Trillo, wie die KI aus 700 Clips automatisch die besten 55 auswählte, um daraus den finalen Musikvideoclip für das Projekt Washed Out – The Hardest Part zu erstellen. Trillo gewann mit diesem innovativen Projekt den AI in Art Award

200. Geburtstag von Anton Bruckner

Dieses Jahr feierte das Festival auch den 200. Geburtstag von Anton Bruckner, dem berühmten österreichischen Komponisten. Bruckners Werke und sein musikalisches Erbe wurden beim Festival-Opening gewürdigt und fanden in mehreren Projekten, darunter auch in den 8K Deep Space-Ausstellungen, ihren Platz. Es war beeindruckend zu sehen, wie Bruckners Musik in den modernen Kontext der digitalen Kunst und Technologie eingebunden wurde.

Fazit

Das Ars Electronica Festival bleibt ein Vorreiter in der Erforschung von Kunst, Technologie und Gesellschaft. Mit tiefgründigen Diskussionen, innovativen Technologien und interaktiven Erlebnissen bot es auch dieses Jahr einen inspirierenden Blick in die Zukunft. Besonders beeindruckend war die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen und die zentrale Rolle des Menschen – trotz aller Fortschritte der Künstlichen Intelligenz.

Die Feier des 200. Geburtstags von Anton Bruckner verlieh dem Festival eine besondere kulturelle Note, während Linz als Veranstaltungsort einmal mehr seine Stärke zeigte. Die Stadt bietet mit ihrer Kombination aus Industrie und Kultur eine perfekte Bühne für den Austausch kreativer und technologischer Visionen. Zahlreiche internationale Gäste und Expert*innen machten das Festival zu einem spannenden Treffpunkt für interdisziplinären Austausch. Linz und das Ars Electronica Festival – eine perfekte Symbiose für Zukunftsfragen.

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