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02. Okt. 2024
Die verborgenen Kosten der KI im Tourismus: Ein Aufruf zur nachhaltigen Nutzung
Künstliche Intelligenz
Digitalisierung
Künstliche Intelligenz revolutioniert den Tourismus – aber zu welchem Preis? Während wir die Vorteile von KI genießen, verbrauchen Rechenzentren Unmengen an Energie und Wasser. Sogar stillgelegte Atomkraftwerke werden reaktiviert, um den Hunger der KI zu stillen. Wie können wir als Tourismusbranche innovativ bleiben und gleichzeitig nachhaltig handeln?
In den letzten Beiträgen haben wir immer wieder aufgezeigt, wofür man Künstliche Intelligenz (KI) im Tourismus zielführend einsetzen kann. Wir haben darüber gesprochen, wie sie Effizienz, Effektivität und Kreativität steigert. Tatsächlich können sich viele von uns nicht mehr vorstellen, ohne die KI-Helfer zu arbeiten. Heute wollen wir aber die Kehrseite beleuchten. Neben Datenschutz, Sicherheit und ethischen Fragestellungen ist jene der Nachhaltigkeit von großer Bedeutung.
Der Hype um KI-Systeme wie ChatGPT lässt oft vergessen, dass hinter der faszinierenden Technologie ein immenser Ressourcenverbrauch steckt. Datencenter und Rechenzentren, die für das Training und den Betrieb von KI-Modellen benötigt werden, haben einen enormen Energiebedarf. Dieser Energiehunger ist so groß, dass er sogar die Wiederbelebung alter Atomkraftwerke antreibt.
In den USA plant man, das 1971 in Betrieb genommene und 2022 stillgelegte Atomkraftwerk Palisades in Michigan wiederzueröffnen. Die US-Regierung investiert Milliarden Dollar, um das alte Kraftwerk bis Ende nächsten Jahres wieder ans Netz zu bringen. Auch Tech-Giganten wie Microsoft zeigen Interesse an der Atomkraft. Der Konzern plant, ein Atomkraftwerk in Pennsylvania wiederzubeleben, um den enormen Strombedarf seiner KI-Rechenzentren zu decken. Dabei handelt es sich ausgerechnet um einen Meiler von Three Mile Island, wo 1979 der schlimmste Atomunfall der US-Geschichte stattfand.
700.000 Liter Wasser für Training von GPT-3
Noch einen Schritt weiter geht Oracle. Der Technologiekonzern entwirft Rechenzentren mit eigenen Mini-Atomreaktoren. Oracle-Gründer Larry Ellison spricht von Plänen für ein Rechenzentrum mit einer Leistungsaufnahme von mehr als einem Gigawatt, das von drei kleinen Nuklearkraftwerken versorgt werden soll. Diese Entwicklungen zeigen deutlich, wie enorm der Energiebedarf der KI-Technologie ist.
Doch Energie ist nicht die einzige Ressource, die KI in großen Mengen verbraucht. Auch der Wasserverbrauch ist beeindruckend. Allein für das Training von GPT-3, einem der Vorgängermodelle von ChatGPT, wurden schätzungsweise rund 700.000 Liter Wasser verbraucht. Im laufenden Betrieb zeigt sich der Chatbot ebenso "durstig": Eine durchschnittliche Unterhaltung mit ChatGPT, die zwischen 25 und 50 Fragen umfasst, entspricht laut Forschern dem Wegschütten eines halben Liters Trinkwasser. Der hohe Wasserverbrauch entsteht hauptsächlich durch die Kühlung der Rechenzentren. In Regionen, in denen bereits Wasserknappheit herrscht, kann dies problematische Folgen haben. Zudem erfordert die Kühlung der Rechenzentren Wasser von hoher Qualität, um Korrosion und Bakterienwachstum im Kühlkreislauf zu vermeiden.
Als Akteure in der Tourismusbranche stehen wir nun vor einer Herausforderung. Einerseits bietet uns KI enorme Chancen, von personalisierten Reiseempfehlungen bis hin zu effizienteren Betriebsabläufen. Andererseits kommunizieren wir unseren Gästen ständig, dass wir nachhaltig und verantwortungsvoll mit unseren Ressourcen umgehen. Wir zeigen, dass wir sparsam mit Wasser umgehen, Lebensmittel nicht verschwenden, Energie einsparen und vieles mehr. In Zukunft müssen wir auch zeigen, dass wir KI nutzen, aber eben nachhaltig.
Transparenz und Nachhaltigkeit nicht vernachlässigen
Was können wir also tun? Zunächst einmal ist es wichtig, ein Bewusstsein für dieses Thema zu entwickeln. Wir sollten uns fragen, ob jede KI-Anwendung, die wir einsetzen möchten, wirklich notwendig ist und ob der Nutzen den Ressourcenverbrauch rechtfertigt. Wenn wir KI einsetzen, sollten wir nach Möglichkeit auf Anbieter setzen, die transparent mit ihrem Ressourcenverbrauch umgehen und aktiv an Lösungen für eine nachhaltigere KI arbeiten. Gleichzeitig können wir als Branche Druck auf die Tech-Giganten ausüben, indem wir Transparenz und Nachhaltigkeit zu wichtigen Kriterien bei der Auswahl von KI-Dienstleistern machen. Je mehr Unternehmen dies tun, desto größer wird der Anreiz für die Entwickler, in umweltfreundlichere Lösungen zu investieren.
Letztendlich geht es darum, einen ausgewogenen Ansatz zu finden. KI bietet enorme Chancen für den Tourismus, aber wir müssen diese Technologie verantwortungsvoll und nachhaltig einsetzen. Nur so können wir sicherstellen, dass wir die Vorteile der KI nutzen, ohne dabei die Umwelt und die Ressourcen, die für unsere Branche so wichtig sind, zu gefährden. Indem wir uns dieser Herausforderung stellen und aktiv nach Lösungen suchen, können wir als Tourismusbranche nicht nur Vorreiter im Einsatz innovativer Technologien sein, sondern auch ein Vorbild für nachhaltiges und verantwortungsvolles Handeln in einer zunehmend digitalisierten Welt.
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